OSCAR
CAHÉN
ZITATE
“Es ist nie einfach, die Vorgänge zu erklären, die dazu führen, daß plötzlich eine neue Bewegung in der Kunst auftaucht, die mit den Beschränkungen der Vergangenheit abrupt bricht. Es kann jedoch kein Zweifel daran bestehen, daß Oscar Cahén die künstlerische Entwicklung der jungen Männer, die sich als Painters Eleven zusammentaten, maßgeblich beeinflußt hat. Er war immerhin ein Mann von Welt, dessen künstlerisches Repertoire, wenn überhaupt, nur von seiner Lebendigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen übertroffen wurde. Für einen jungen Kanadier, der sich damit auseinandersetzte, mit der Tradition der wirklichkeitsgetreuen Darstellung der jüngsten Vergangenheit zu brechen, muß Oscar Cahéns Hin- und Hergehen zwischen wirklichkeitsgetreuen Darstellungen und großzügigen, abstrakten Gemälden ein Trost und auch ein Beispiel gewesen sein.Wer könnte die Aussagekraft seiner abstrakten Kompositionen bezweifeln, in der nicht nur Form und Raum neu behandelt werden, sondern auch die Farben in ihrer Leuchtkraft manchmal gleichzeitig froh und skandalös anmuten? Dieser neue Kanadier hat in der Tat einen großartigen Beitrag zu seiner neuen Heimat geleistet.... niemand kann bestreiten, daß Oscar Cahén über eine großartige Vorstellungskraft verfügte, selbst wenn man die kunsthistorische Tatsache seines Einflusses außer Acht lässt.”
Dr. Evan H. Turner, Direktor
Kunstmuseum Philadelphia , 1968
“Betrachtet man die Werdegänge von Cahén und vonTom Thomson, dann sind Parallelen zu beobachten.... Thomson starb im Jahre 1917 nur einen Monat vor seinem vierzigsten Geburtstag; Cahén, der 1916 geboren wurde, starb im Alter von 40 Jahren. Beide Männer starben einen tragischen, gewaltsamen Tod. Ihre Karriere als ausgereifte Maler beschränkte sich auf acht Jahre und beide waren etablierte Grafiker, bevor sie sich der Malerei zuwandten. Wie Thomson vor ihm, schloß sich Cahén einer kleinen Gruppe von Künstlern an, deren Initiative und Motivation – ganz zu schweigen von ihrer Opposition gegen den Status quo – in den folgenden Jahrzehnten eine grundlegende Wirkung auf die Form und den Charakter der kanadischen Kunst ausübte. Die Bekanntheit von Cahén und Thomson gründet sich auf die eigentliche Qualität ihrer Arbeit, wird aber noch erhöht durch die Rolle, die beide in der frühen revolutionären Phase ihrer jeweiligen Künstlerkreise spielten ...... Man kann jedoch auch über den Vergleich mit Tom Thomson hinausgehen, weil der Zusammenhang, in dem Thomsons Werk zu sehen ist, länger bestand. Die Group of Seven und ihre Nachfolger, die Canadian Group of Painters, etablierten ihren Stil so sehr, daß Thomsons Werk permanente Gültigkeit erhielt und auch viele Jahre nach seinem Tod noch als zeitgenössisch angesehen wurde. Cahéns Schaffenszeit dagegen stand am Anfang einer Periode radikaler Expansion und schneller Veränderung in der kanadischen Kunst, einer Periode, die von ständigem Wechsel der begrifflichen wie auch der stilistischen Grundlagen der Kunst gekennzeichnet war. Er war Teil einer Bewegung, die sich mit permanenter Veränderung beschäftigte.”
Dr. David Burnett
Oscar Cahén.Toronto: Kunstgalerie von Ontario, 1983
“Cahéns brillanter Erfolg als Grafiker beim Montreal Star und später bei Maclean’s Magazine war der Anfang einer Revolution im grafischen Design in Kanada, die weitreichende Bedeutung hatte.Seine größte persönliche Rolle war die des Erneuerers. Cahéns Frische, seine Freiheit, sein Raffinement, sein Sinn für Schnelligkeit und Veränderung, sein finanzieller Erfolg und vor allem seine berufliche Integrität hatten einen erstaunlichen Einfluß auf die jungen Künstler im eintönigen Nachkriegs-Toronto. Die Dynamik und Vitalität, die so viel von Torontos Kunst kennzeichnet, ist direkt auf die Kraft seiner Persönlichkeit zurückzuführen. Es ist deshalb nur richtig,daß die Akademie Oscar Cahén in diesem Jahr mit der RCA-Medaille auszeichnet.”
Ann H. J. Nelles, Direktor
Königlich Kanadische Akademie der Künste, 1975
“Cahéns charakteristische, seltsam bestechende Arbeiten für die verschiedenen Zeitschriften machten ihn so gefragt, daß er einen
48- Stunden-Tag gebraucht hätte, um alle Aufträge von The Standard, Maclean's Magazine, Canadian Home Journal, National Home Monthly, New Liberty und anderen Zeitschriften zu erfüllen.... In einer noch
nie da gewesenen Umkehr des redaktionstechnischen Verlaufs wurden Cahéns IIlustrationen an Autoren geschickt, die dazu passende Geschichten schrieben.”
McKenzie Porter
“Volcano with a Paint Brush”
The Standard, 1951
“Seit seinem vorzeitigen Tod im Jahr 1956 gilt Oscar Cahén allgemein in Kanada als der Mann, der mehr als jeder andere für die Anerkennung zeitgenössischer Kunst in den 50er Jahrenin Ontario getan hat.
... Seine außergewöhnlich kompetenten und originellen Illustrationen fanden sofort Beachtung.... Man kann durchaus Parallelen zwischen Oscar Cahéns Leben und Wirken und dem des amerikanischen Künstlers David Smith sehen. Beide trugen die Leidenschaft und Vitalität ihres Lebens auch in ihre Kunst. Beide wurden durch einen Autounfall aus dem Leben gerissen. ... Das Leben und die Kunst beider Männer zeigen ähnliche Züge von explosiver Energie, Kraft und Ungeduld. Cahéns Kunst ist, wie die von David Smith, niemals schwach oder tastend ...... Solche Männer sind Zeugen ihrer Zeit. Sie eilen oder rasen sogar durch das Leben und durch brillante Leistungen in einen frühen und gewaltsamen Tod. Jede Cahén- oder Smith-Ausstellung zeigt nicht nur die großartige Leistung, sondern auf tragische Weise auch das unerfüllte Potenzial.... Kanada konnte erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber den Vereinigten Staaten in der Kunst eine eigene Identität entwickeln. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch Kanada profitierten enorm von der bestürzenden Situation in Europa, die so viel Talent und Fähigkeiten nach Nordamerika brachte. Leute wie Oscar Cahén haben in Kanada den Standard erhöht und dafür gesorgt, daß das Land zu einer großen nordamerikanischen Kulturrenaissance beigetragen hat.”
Karl Nickel
Kunstmuseum Ringling, 1968
“... Ich ging das Wagnis ein und beschloss, den ganzen Roman in einer Ausgabe erscheinen zu lassen, mit einer speziellen Titelseite und neun Seiten mit jeweils vier Farbillustrationen.Der einzige Künstler, der schnell und gut genug war, es in einer Woche zu schaffen, war Oscar Cahén, dessen lebhafte Titelblätter von Maclean’s genauso bekannt waren wie seine großen Werke inden Galerien. Wir schlossen Oscar in einem Hotelzimmer ein und in einer erstaunlichen Schaffensphase produzierte er eine brillante Serie von Illustrationen.”
Pierre Berton
My Times: Living with History 1947–1995, Toronto
“Cahén war ein fertiger Künstler, als er nach dem Zweiten Weltkrieg
in Montreal ankam. Er war ausgezeichnet, engagiert, originell und
hatte eine Ausbildung und einen Hintergrund, an dienur wenige kanadische Künstler heranreichten.Oscar Cahén und Jock Macdonald dominierten die Gruppe durch ihren künstlerischen Einfluß während
der meisten Zeit ihrer Existenz von 1953 bis 1959. Oscar Cahéns
Ankunft in Toronto im Jahre 1952 war ein Wendepunkt in der Stadt,
was die Geschichte ihrer Kunst angeht. Sein außergewöhnliches Talent brachte die Künstlerin Toronto dazu, ihre eigenen Bilder mit neuen
Augen zu betrachten. Man kann seinen Einfluss auf seine jüngeren Kollegen inder Gruppe der Painters Eleven gar nicht genug betonen und die meisten geben dies auch ehrlich zu.
Paul Duval
Four Decades: The Canadian Group of Painters and Their Contemporaries 1930–1970.
Toronto/Vancouver: Clarke, Irwin & Company Ltd., 1972
“... Kanadas führender grafischer Designer, der die Perspektive in den schönen Künsten in Kanada von einem zurückblickenden Formalismus zu einem vorausschauenden Experimentalismus änderte.”
Elizabeth Kilbourn
Great Canadian Painting: A Century of Art. The Canadian Centennial Library.
Weekend Magazine, 1966
“Uns bleibt nichts, als den unermesslichen Verlust dieses
großartigen Talents auf der Höhe seiner Schaffenskraft zu bedauern
.Es scheint jedoch, daß die Hinterlassenschaft eines einzelnen
Mnschen nicht größer sein könnte.”
Harold Town
Oscar Cahén Memorial Exhibition and 87th Annual Spring Exhibition
Ontario Society of Artists. Kunstgalerie Toronto, 1959